Psalm 66, 20
Beten ist eine schwierige Übung. Worte in einen offenen Raum hineinsprechen. In eine Weite, die ich nicht ermessen kann. Worte auf Hoffnung hin. Worte geborgen im großen Versprechen, dass da eine Antwort auf mich wartet.
Das erste Wort, das Kinder lernen, ist in der Regel „Mama“ oder auch „Papa“. Danach vielleicht der eigene Name. „Ich“ kommt erst viel später, nach „Trinken“, „Essen“, „Nein“ oder „Ja“. „Mama“, „Papa“ – das erste Wort ist eines, das auf ein Gegenüber verweist – auch ein „Du“. Auf die Beziehung zu einem „Du“ hin wachsen wir ins Leben hinein.
Martin Buber schreibt: „Es ist eben nicht so, dass das Kind erst einen Gegenstand wahrnähme, dann etwas sich dazu in Beziehung setzte; sondern das Beziehungsstreben ist das Erste, die aufgewölbte Hand, in die sich das Gegenüber schmiegt.“ (Martin Buber, Das dialogische Prinzip, Gerlingen 1994, S. 31). Es ist das Streben nach Beziehungen, das uns ausmacht von Anfang an.
Das wichtigste Wort im Leben ist vielleicht das Wort „und“. In diesem Wort ist das Beziehungsstreben des Menschen aufgehoben. Nicht nur einer allein, sondern zwei verbunden in einem „und“. Mit Gott verbunden sein durch ein „und“, durch das Streben nach Beziehung, das ist Gebet. Im Vertrauen und Lob genauso wie in der Klage und der Trauer.
Gedanken zur Tageslosung für den 15. April 2021, erschienen in den Boldern-Texten, Trägerverein Boldern, CH-8708 Männedorf