Natriumchlorid und Nachfolge

Matthäus 5, 13 – 16

8. Sonntag nach Trinitatis

Salz, was ist das eigentlich? Was wissen wir noch aus der Schule? Haben wir die chemische Formel noch im Kopf? NaCl – Natriumchlorid. Natriumchlorid ist eine ionische Verbindung, die eine Gitterstruktur aufweist. Geruchlos, wasserlöslich; NaCl verändert den pH-Wert nicht.  Der Schmelzpunkt liegt bei ca. 800 Grad Celsius, der Siedepunkt weit über 1400 Grad. Salz war und ist eine Kostbarkeit und galt in der Antike als Geschenk der Götter, später wurde es gern als weißes Gold bezeichnet. Salz würzt und Salz macht haltbar. Ohne Salz in richtiger Dosierung würde der Wasser- und Nährstoffhaushalt unseres menschlichen Körpers gar nicht funktionieren. Wir schwitzen Salz aus und brauchen dann neues Salz. Sechs Gramm Salz pro Tag werden empfohlen, mindestens aber 1,4 Gramm. Salz gehört zum Leben. Salz fördert Leben. Salz ist lebensnotwendig – allerdings in der richtigen Dosis.

Salz der Erde – Licht der Welt: Jesus sagt uns: durch uns Menschen soll in der Welt etwas von Gott zu spüren sein. Menschen sollen Gott spürbar machen. Wie? Genau wie Salz und Licht. Jesus sagt: Seine Nachfolger sollen einen Unterschied in der Welt machen. Man soll merken, dass sie da sind. Und durch sie soll etwas von Gott zu merken sein. Menschen, die sich an Jesus Christus orientieren, sollen dem Leben einen anderen Geschmack geben. Sie sollen das Salz in der Suppe des Lebens sein. Nicht spektakulär, nicht extravagant. Verlässlich und wohlschmeckend.

Menschen, die sich an Jesus Christus orientieren sollen Licht sein. Sie sollen Licht in die Sache mit Gott bringen. Sie sollen die gute Nachricht weitersagen. Sie sollen davon reden, dass Gottes neue Welt mitten in der Wirklichkeit der Menschen schon angefangen hat. Sie sollen zeigen, dass es möglich ist, mit Gott zu leben. Umzukehren. Sie sollen zeigen, dass das Leben hell wird, wenn Menschen nach Gottes Willen leben. Für sie selbst und auch für andere.

Salz ist salzig. Das geht gar nicht anders. Wenn das Salz nicht salzig wäre könnte man es wegkippen. Dann würde es nicht einmal als Streusalz im Winter etwas nützen. Aber Salz kann nicht anders als salzig sein. Das ist die Natur des Salzes.

Licht leuchtet. Auch das geht nicht anders. Dafür wird auch das Licht benötigt. Keine käme auf die Idee, einen Eimer über die Lampe zu stülpen. Dafür ist Licht nicht gemacht. Licht ist zum Leuchten da. Die Menschen, die mit Jesus leben und sich an ihm orientieren sind salzig und hell. Die tragen das in sich, die Fähigkeit Gott schmecken und sehen zu lassen. Das ist ihre Natur. Menschen, die sich an Jesus Christus orientieren, sind deshalb wie eine Stadt auf dem Berg. Sie fallen auf. Nicht durch Spektakuläres oder Extravagantes. Sondern im Alltäglichen. Sie tun etwas Gutes. Und daran erkennen Menschen, wie Gott ist. Gut. Weil das Leben mit ihm besser schmeckt und das Leben mit ihm hell wird.

Unser heutiger Predigttext, das sind Worte, die Jesus selber gepredigt hat. Das, was er gesagt hat, das gilt uns. Wir hören etwas darüber, wie wir leben sollen. Wir hier zusammen heute im Gottesdienst. Jede und jeder. Jeden Tag. Überall. Im Büro, in der Schule, in der Arztpraxis, im Supermarkt. Zuhause und auch in den Ferien. Also, was sollen wir tun?

Wer Jesus nachfolgt, soll andere etwas von Gott spüren lassen. Mitten im Alltag. Jesus selber macht das vor. Er heilt Kranke auf Marktplätzen, holt Fischer von ihren Botten weg und schaut zum Essen bei Zöllnern und Pharisäern vorbei. Völlig unspektakulär und ohne viele Worte lässt er Menschen wissen: Gott hat Sehnsucht nach euch. Der will euer Leben teilen. Der will, dass ihr mit ihm lebt. Und wenn ihr nach seinem Willen lebt, wenn ihr euer Leben so ändert, dass ihr nach Gottes Regeln lebt, dann macht das glücklich. Die Menschen auf den Marktplätzen, im Hafen und in den Esszimmern verstehen die Botschaft des Jesus von Nazareth. Ihr Leben wird anders, wird neu, wird schmackhaft. Sie folgen ihm nach.

Jesus traut seinen Nachfolgern zu, dass sie genau das Gleiche tun. Dass Sie andere etwas von Gottes Liebe spüren lassen. Andere Gottes Liebe schmecken lassen passiert da, wo sie sind. Am Fahrkartenautomaten, wo jemand ratlos davorsteht. Im Bus, in dem eine Dame mit schweren Taschen einsteigt. Im Frühstücksraum, wo ein Kollege völlig verzweifelt an seinem Platz sitzt. Auf dem Schulhof, wo gerade fünf auf einen losgehen. Da können Sie andere Gottes Liebe schmecken lassen. Und gar nicht so selten fragt jemand: warum tust du das? Dann können wir antworten: das hat etwas mit der Liebe Gottes zu tun.

Die Sache mit  Gott ist für viele Menschen eine dunkle Geschichte. Davon wissen sie nicht viel oder davon wollen sie nichts mehr wissen. Manchmal hängt das auch mit schlechten Erfahrungen zusammen, die Menschen mit der Kirche und mit den Christen gemacht haben. Oft haben solche Erfahrungen etwas damit zu tun, dass das, was Christen sagen und das, was sie dann tun irgendwie überhaupt nicht zusammen passt. Dann haben wir plötzlich kein Salz, sondern höchstens Haare in der Suppe. Ungenießbar.

Wenn wir Licht in die Sacht mit Gott bringen wollen, wenn wir Haare aus der Suppe halten wollen, dann müssen unser Reden und unser Tun zusammenpassen. Dann müssen unser Sonntag und unser Alltag, unser Beruf und unser Privatleben zusammenpassen. Dann muss man unsere Worte daran messen können, wie wir handeln. Dann leuchtet Gottes Liebe kräftig auf. Dann wird es hell für alle Beteiligten und die Suppe schmeckt ohne Haare mit Salz wirklich gut.

Salz gehört die Suppe. Licht gehört in das Dunkel. Die gute Nachricht, das Evangelium gehört in die Welt. Da leben nämlich Menschen, denen das Leben nicht schmeckt. Da gibt es Menschen, um die es dunkel ist. Für die sollen wie den Unterschied machen. Ohne uns werden die möglicherweise nie etwas von Jesus Christus hören. Damit sind wir alle gemeint. Jesus sagt uns: Ihr seid das Salz, ihr seid das Licht. In Euch steckt es drin. Ihr habt Salzgehalt, ihr habt Leuchtkraft. Wer schmeckt und sieht, wie freundlich der Herr ist, der will anderen das Leben damit würzen. Also los! Amen.

Diese Kurzpredigt wurde für den 8. Sonntag nach Trinitatis (30. Juli 2023) für die Zeitschrift Pastoralblätter, Predigt – Gottesdienst – Seelsorge – Die Praxis, erschienen im Kreuz Verlag in der Verlag Herder GmbH verfasst.